Prof. Dr. Djamshid Tavangarian

Mit E-Learning gegen Wissensarmut

Prof. Dr. Djamshid Tavangarian

am 17.11.2012 09:29

Wissen entsteht in erster Linie aus Informationen, die im Rahmen von Bildungsprozessen für den Wissenserwerb zu dem von Menschen nutzbaren Wissen werden. Bei einer Bildungsarmut liegt daher die Vermutung nahe, dass daraus eine „Wissensarmut“ entsteht. Dennoch ist Wissen schwer zu fassen, da es weit mehr als die Akkumulation von Fakten, Berichten und Erfahrungen darstellt. Es ist verwunderlich, dass der Forschungsstand hinsichtlich des resultierenden Themas Wissensarmut bisher nur ein Desiderat zu sein scheint, obwohl die Begriffe Informations- und Bildungsarmut bereits seit Jahren in der Wissenschaft intensiv erforscht und diskutiert werden.

Nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern, auch in Industrienationen sind unterschiedliche Formen der Wissensarmut festzustellen. Mehr und mehr spielen hier Bildungs- und Informationsarmut, als wichtige Verursacher, eine Rolle. Informationsarmut ist dabei sowohl als eingeschränkter Zugang zu Informationen, aber auch als „Information Overload“ zu verstehen, d. h. ein „zu viel“ potenziell informativer oder „verschmutzter“ Daten, wodurch die Identifikation relevanter Informationen erschwert wird.

Während der Staat für die Bildung und damit für den Erwerb eines Basiswissens sorgt, wird eine Wissensauffrischung oder ein erneuter Wissenserwerb zu einer individuellen Aufgabe der Menschen selbst. Unterschiedliche Eigenschaften wie z. B. Kontextbezogenheit, Lebensdauer, Unschärfe und Endlichkeit des Wissens konkretisieren die Nützlichkeit des späteren Wissenserwerbsprozesses. Daher sind Mechanismen und Selektionsverfahren für Informationen verbunden mit didaktischen Methoden erforderlich, die sowohl den Weg zur Wissensakquisition durch lernzielorientierten Objekte fördern als auch das Entstehen und die Weitergabe von Wissen unterstützen, sei es, wenn sie kurzfristig entstanden sind, eine hohe Aktualität genießen oder temporär benötigt werden.

Der vorliegende Vortrag wird ein solches Lehr- und Lernportal, genannt „Wiki-Learnia“ auf der Basis von sozialen Netzwerken vorstellen, das einen möglichen Weg zur Reduktion der Wissensarmut aufzeigt. Dieses Portal dient sowohl dem flexiblen Wissenserwerb als auch der vereinfachten Wissensgenerierung und ist somit ein Beitrag zu den Bestrebungen um das "Life Long Learning". Jeder kann in der Community daran mitgestalten. Wiki-Learnia stellt eine leicht zugängliche Internet-Plattform dar, durch welche eine Vielzahl von Lerninhalten auf unterschiedlichem Niveau in modularer Form aufbereitet werden. Darüber hinaus ist, falls gewünscht, die Zertifizierung des erworbenen Wissens vorgesehen, wodurch den Nutzern die gewonnene Kompetenz bescheinigt werden kann. Nach einer Einführung werden der Aufbau und die Gestaltung des Wiki-Learnia-Portals demonstriert und die Nutzung des Systems dargelegt.

Djamshid Tavangarian ist an der Universität Rostock, Institut für Informatik, tätig. Dort befasst er sich in der Forschung mit Themen aus dem Bereich Rechnerarchitektur. Die derzeit von ihm und seinem Team behandelten aktuellen Forschungsschwerpunkte konzentrieren sich insbesondere auf Energieeffiziente Rechenzentren, Cloud-Sicherheit sowie mobile Internet-Architekturen und ihre Anwendungen für Aus- und Weiter­bildung. Er ist Verfasser und Mitverfasser von zahlreichen wissen­schaftlichen Publikationen und mehreren Studien im Auftrage der Landes- und Bundesregierungen zu eLearning und Nutzung innovativer Strukturen in der Informations­tech­no­logie Gestaltung innovativer Internet-Architekturen. Ferner arbeitet er in verschiedenen wissenschaftlichen Organisationen mit.